Die neun Grundregeln
Ein erfolgreicher Einstieg in das ökologische und naturnahe Gärtnern setzt voraus:
1. Zurückhaltung
Zurückhaltend und nur mit natürlichen Mitteln düngen, um Bodenleben und Bodenfruchtbarkeit zu stärken. Eine Bodenverbesserung erfolgt durch Zufuhr von Humus in Form von Kompost und tierischen Dungstoffen (frischen Stalldung meiden, da er Gemüsefliegen anlockt). Zum Zwecke der Nährstoffanreicherung der Gartenböden werden Stickstoffsammelnde Pflanzen angebaut (Ackerbohnen, Erbsen, Sommerwicken, Lupinen).
Schnellwachsende und ausreichend Grünmasse bildende Arten sind zur Gründüngung geeignet (Senf, Sonnenblumen, Erdklee, Raps). Die beste Düngung ist genau auf den jeweiligen Boden abgestimmt. Hierzu gibt die Bodenanalyse präzise Hinweise. Sie macht sich durch gesunde Pflanzen, reiche Erträge und dem Einsparen falscher oder überflüssiger Düngemittel in kurzer Zeit bezahlt.
Das zweifelhafte Motto "viel hilft viel" ist im Garten fehl am Platz. Überdüngungen führen nicht nur zu ungesunden Anreicherungen in den Gartenfrüchten, sondern belasten wegen der leichten Löslichkeit der Dünger auch stark das Grund- und damit unser Trinkwasser.
2. Recycling durch Kompostieren
Die Kompostbereitung gehört in jeden Garten. Der Kompostplatz ist der wesentliche Kern eines naturnahen Gartens. Komposterde ist der wertvollste Zusatzstoff, den wir unseren Gartenböden verabreichen können. Sie verbessert die Durchlüftung, das Wasserhaltevermögen des Bodens, fördert das Bodenleben und beschleunigt die Erwärmung im Frühjahr.
Der würzige Geruch und die weiche Krümelige Erde sind Kennzeichen gesunden Kompostes. Regenwürmer sind wichtige Helfer beim Kompostieren, wenn der Haufen stets gut feucht gehalten wird. Sonderform einer Kompostanlage ist das sogenannte Hügelbeet, welches meist in Mischkultur sofort bepflanzt werden kann.
3. Mulchen gegen Austrocknen und Unkraut
Pflanzensorten Eine sich langsam zersetzende Schicht aus Mulch und Roh-Humus schafft eine vor Austrocknung, Ausschwemmung und Winderosion schützende Haut, die außerdem Dünger für neue Pflanzen bildet, in dem Bodenbakterien und -Pilze die organischen Stoffe wieder in mineralische Salze auflösen, die wiederum von den Wurzeln der lebenden Pflanzen aufgenommen werden können.
Mit dem Gartenhäcksler zerkleinerte Äste und Zweige sind ein ideales Mulch- und Düngematerial, ebenso Rindenteile, Stroh und Rasenschnitt.
4. Pflanzensorten
Die Auswahl gesunder, widerstandfähiger Pflanzensorten erspart Enttäuschungen. Die richtige Sortenwahl bestimmt, wie gut oder wie schlecht sich eine Pflanze entwickelt. Nicht alle Sorten eignen sich für jede Gegend.
Gesundes Saat- und Pflanzgut von widerstandsfähigen und resistenten Sorten ist zu verwenden. Bei virusanfälligen Sorten ist die Pflanzenhygiene besonders wichtig. Eine Übertragung durch gegenseitiges Berühren, durch Menschen bei der Arbeit sowie Weiterverschleppung (verseuchte Erde, Werkzeuge und Schuhe) von Schädlingen und Krankheiten ist möglich.
5. Mischkulturen
Mischkulturen unterstützen sich in Wachstum und Abwehr. Pflanzen können unter Schadeinwirkung ein erstaunliches Abwehr- bzw. Immunsystem aufbauen. Die Wurzeln bilden Stoffe, die sowohl in den Boden eindringen als auch ihre Oberfläche schützen. Oberirdische Teile setzen sich mit den Haaren, Borsten und Stacheln gegen Feinde zur Wehr.
Wachse, Säuren und Öle verleiden den Angreifern das Zubeißen. Verdunstete Bestandteile bilden bereits im Luftraum einen Schutzschild. Im Inneren produzieren Pflanzen an gesunden Standorten ständig biochemische Wirkstoffe gegen Pilzinfektionen. So ist es sinnvoll, Abwehrspezialisten im Garten mit einander wachsen zu lassen.
6. Standort- und Bodenanspruch
Für ein gesundes Wachstum müssen die Standort- und Bodenansprüche der Pflanzen beachtet werden. Der Wechsel von Flach- und Tiefwurzlern lockert den Boden und erhält die Krümelstruktur. Mehrmaliger Anbau derselben Pflanzenart führt zu Übervermehrung von Schädlingen und Krankheitserregern, der Boden gerät aus dem Gleichgewicht, Pflanzen zeigen Mangelerscheinungen. Ansprüche an Schatten, Sonne sowie sauren und alkalischen Boden sind zu berücksichtigen.
Das Allerwichtigste ist die Pflege des Bodens, aus dem unsere Gartenpflanzen wachsen sollen. Der gewachsene Aufbau der einzelnen Schichten muss erhalten bleiben, da die Pflanzen auf diese programmiert sind. Deshalb kein Durcheinander der Lebenszonen durch das vielgeübte und noch lange nicht sinnvolle Umgraben (Einsatz von Grubbern), ein Fruchtwechsel ist der gesündeste Pflanzenschutz.
7. Aussaat und Pflanzzeit
Durch geeignete Pflanzzeiten und ausreichende Pflanzabstände kann der Schädlingsbefall nahezu vermieden werden. Die Aussaat und Pflanzung sind bei den unterschiedlichsten Kulturen so zu wählen, dass die empfindlichsten Stadien der Pflanzen und die Hauptentwicklungszeit der Schaderreger nicht zusammentreffen.
Flache Saat liefert im Allgemeinen schneller und kräftiger wachsende Pflanzen. Die Dauer des gefährdeten Jugendstadiums wird dadurch herabgesetzt. Durch geschickte Wahl des Saattermins und eine rechtzeitige Ernte kann ein Teil der Arten nahezu Befalls frei gehalten werden.
Da für den Laien die Hauptentwicklungszeit von Schädlingen kaum bekannt ist, empfiehlt sich der Nachschlag in einem Fachbuch bzw. die Konsultation mit dem Gartenfachberater des Vereins.
8. Pflanzenpflege
Gesundheitspflege durch einen richtigen Baumschnitt und frühzeitiges Entfernen und Vernichten kranker Blätter, Zweige und Früchte. Ein regelmäßiger Schnitt aller Obstgehölze wird mit der Tatsache begründet, dass innerhalb weniger Jahre der Baum und Strauch vollständig verwildert und dabei mehr, aber immer kleinere und minderwertige, häufig von Krankheiten und Schädlingen befallene Früchte liefert.
Bei eintretendem Befall von Holzkrankheiten, müssen alle absterbenden und infizierten Äste und Triebspitzen bis ins gesunde, Holz zurückgeschnitten werden. Faule Früchte sind spätestens bei der Ernte ebenfalls zu entfernen.
9. Vorbeugen durch Stärken
Brühen, Tees und Jauchen unterstützen die Abwehrkräfte. Tees, Brühen und Aufgüsse können nicht nur uns, sondern auch unsere Pflanzen kräftigen und heilen, wenn wir mit ihnen umzugehen wissen.
Es ist wichtig, dass bei der Herstellung und Anwendung die Wirkungsweise bekannt ist. Dazu ist ein Studium der Fachliteratur erforderlich. Die richtige Zusammensetzung, der genaue Zeitpunkt und die erforderliche Dosierung haben entscheidenden Einfluss auf die Wirkungsart, die sowohl kräftigend als auch hemmend sein kann.
Plätze für Nützlinge schaffen. Wildpflanzenecke (Reisig und Steinhaufen, Nistkästen, Ohrwurmtopf, Biotope).
Quelle: Erik Behrens, Gartenfachberater, Zertifizierter Pflanzendoktor